Veröffentlicht in Zum Nachdenken

Konzertbesuch mit Hindernissen

Mein Mann und ich wollten am Freitag einen entspannten Abend bei einem Konzert in Berlin verbringen. Einen lauen Spätsommerabend, tollen Klängen lauschen und ein recht anstrengendes Jahr bei einem kühlen Blonden ausklingen lassen… so zumindest war der kühne Plan.

Um bestmögliche Bedingungen zu schaffen, bin ich schon am Montag bei meinen Großeltern in Brandenburg angereist. Angereist, um unseren 13 Monate alten Sohn entspannt bei Oma und Opa ankommen zu lassen, damit er sich einlebt, erinnert und schlussendlich ohne Tränen am Freitag mit Oma ins Bett geht. Soviel zur Theorie…

In der Praxis kam uns nicht nur eine klitzekleine Gewitterphase, sondern auch ein neuer Zahn und eine Schnupsnase dazwischen. Das Ergebnis war ein kleines Wesen, das beschloss, unmöglich ohne Mama oder Papa überleben zu können und dies lautstark äußerte. Also blieb nur, den kleinen Mann am Freitag Nachmittag ins Auto zu packen und die 2h inklusive Stau hinter uns zu bringen. Derweil reiste mein Mann 4h aus Jena an, im erst überheizten und dann doch etwas eisig gekühltem Bus. Vor allem wir 2 Großen freuten uns wahnsinnig auf einen lange geplanten Abend!

Dieser endete je am Einlass. Wir wähnten uns gut vorbereitet, artig mit Turnbeutel in A4 Größe, Kopfhörern und Zubehör für den Kleinen bewaffnet. Mein Mann hatte sich lange belesen, was darf mit, was müssen wir beachten… selbstverständlich kamen wir dem Hinweis auf der Seite der Location nach, dass Kinderwagen auf dem Gelände nicht gestattet sind und trugen unseren Sohn in der Trage am Körper. 

Völlig perplex waren wir jedoch, als wir von der Security abgewiesen wurden. Kein Eintritt für Kinder unter 6… 

Weder auf der Seite des Veranstaltungsorts, noch beim Kartenkauf gab es jegliche Info. Auf der Seite des Veranstalters hingegen, wird darauf hingewiesen. Leider war uns nicht bewusst, dass dieser als Veranstalter fungierte, das erfuhren wir erst vor Ort.
Worauf ich hinaus möchte… wir waren am Freitag wahnsinnig enttäuscht. Wir haben uns unheimlich gefreut und versucht, uns bestmöglich auf den Abend vorzubereiten. Warum dürfen Kinder nicht mitgenommen werden? Übersteigen die Konzerte die vorgeschriebenen 90db? Dafür waren unsere Kopfhörer nämlich ausgelegt. Was ändert sich mit 6 Jahren, das Gehör? Eher nicht. Warum wird kommuniziert, dass Kinderwagen verboten sind, aber nicht, dass Kinder das unter Umständen auch sind?

Dürfen Eltern, die den wundervollsten, aber mitunter härtesten Job der Welt machen, denn nicht zu Konzerten gehen? Müssen sie sich aufteilen, dass immer nur einer zum Konzert gehen kann und wie ist das mit anderen Freizeitgestaltungen, hat denn das Pflegen der Beziehung für die Kinder nicht auch einen großen Stellenwert, für ein harmonisches Familienleben mit Mama und Papa?

Ein simpler Hinweis, dass Kinder nicht erwünscht bzw. geduldet sind auf dem Konzert, hätte uns viele Stunden Lebenszeit beschert, die wir für uns als Familie hätten nutzen können. Auch wenn ein Gefühl der Diskriminierung geblieben wäre. Ein zu hartes Wort? Ich habe mich tatsächlich das erste Mal als Mama diskriminiert gefühlt. Leider, aus unserer Sicht, gibt es doch nichts Schöneres als die Musik, um Menschen zu verbinden. Und nichts Wichtigeres für Kinder zu lernen, als dass Gemeinschaft unser aller Leben bestimmen sollte.

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