Veröffentlicht in Kindergarten

Waldkindergarten

Seit einiger Zeit arbeite ich in zwei Waldkindergärten.

Typisch für einen Waldkindergarten sind ein Platz im Wald oder am Waldrand mit einem geschützten Bauwagen, der zum Aufwärmen und Vespern genutzt wird.

Die Idee der Waldkindergärten stammt ursprünglich aus Skandinavien. Seit den 1990er Jahren gibt es sie auch in Deutschland.

In den Kindergärten „ohne Dach und Wände“ wird die Kreativität und eigene Sinneswahrnehmungen gefördert. Auch gibt es häufig kein handelsübliches Spielzeug.

Die Kinder spielen mit Naturmaterialien, teilweise auch mit alten Töpfen und Schubkarren.

Mich fasziniert jedes Mal im Wald aufs Neue, wie einfallsreich die Kinder mit den „wenigen“ Materialien spielen.

Da wird aus einem Holzklotz ein Flugzeug, am nächsten Tag ist es ein Bus und wieder einen Tag später findet sich eine Feuerwehrmannschaft ein und löscht einen imaginären Brand.

Auch ist es den Kindern durch den Platz und die Ruhe möglich, sich zurückzuziehen und sich selbst eine Pause zu gönnen.

Wir Eltern können uns oft nicht vorstellen, einen Vormittag im Regen zu verbringen. Ich erlebe aber bei meiner Arbeit, das die wenigsten Kinder den Bauwagen zum Aufwärmen nutzen. Viel mehr wird in den Pfützen geplanscht, Matschkuchen gebacken oder Wasser geschaufelt.

Der Waldkindergarten hilft Kindern, den Bezug zur Natur zu finden, der in der heutigen Zeit viel zu oft, durch frühe Mediennutzung, zu wenig Bewegung und volle Terminkalender verloren geht.

Die Kinder werden im wahrsten Sinne des Wortes „geerdet“.

Auch darf die Ruhe, die im Waldkindergarten herrscht nicht unterschätzt werden. Durch die Möglichkeit zu rennen, zu toben und zu entdecken, sind die Kinder ausgeglichener und es ist allgemein ruhiger, als in einem Hauskindergarten.

Ein weiterer Vorteil des Waldkindergartens ist die Kommunikation und den daraus wachsenden Wortschatz. Durch die Naturmaterialien, werden die Kinder zum Sprechen angeregt, um miteinander in Kontakt zu kommen, denn für den einen ist der Holzblock ein Stück Schinken, der andere sieht ein Brot darin etc.

Auch die kleine Gruppengröße von max. 20 Kindern ist ein grosser Vorteil und ermöglicht es jedem einzelnen Kind sich individuell zu entwickeln.

Natürlich gibt es auch negative Seiten, denn z.B. bei Sturm oder starkem Gewitter müssen manche Waldkindergärten schliessen oder die Kinder sind zusammen mit ihren Erzieher*innen in einem gesonderten und geschütztem Raum untergebracht, der ausserhalb des Waldes liegt.

Auch gibt es in vielen Waldkindergärten weder Strom noch Wasser und das tägliche Frischwasser muss von den Eltern in einem Kanister mitgebracht werden.

Da viele Waldkindergärten Vereine sind, müssen die Eltern bei der Platzpflege und dem Putzen des Bauwagens Dienste verrichten.

Diese Dienste halten sich aber in Grenzen und ermöglichen den Eltern auch eine aktive Teilhabe und Gestaltungsmöglichkeit für die Kindergartenzeit ihrer Kinder.

Auch das Argument, das Kinder aus Waldkindergärten nicht gut auf die Schule vorbereitet werden, kann ich so nicht unterstützen.

Richtig ist, das keine Vorschulübungen gemacht werden und die Eltern dies zu Hause mit ihren Kindern machen können, wenn gewünscht.

Aber durch die Ruhe und gute Betreuungsschlüsselsituation im Wald ist es den Kindern möglich, konzentriert an ihren Aufgaben zu bleiben und sich mit einer Sache ausgiebig zu befassen.

Diese Fähigkeit zu Konzentration und das Erfassen von verschiedenen Situationen hilft meines Erachtens sehr beim Eintritt in die Schule und ermöglicht es Waldkindergartenkinder selbständig Aufgaben zu lösen.

Für mich persönlich ist es immer eine riesige Freude im Waldkindergarten zu arbeiten und die Kinder beim Beobachten von Eichhörnchen, Regenwurmretten oder Wetterbeobachtungen zu unterstützen.

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