Veröffentlicht in Schwangerschaft

Fehlgeburt

Als mein Mann und ich gerade frisch zusammen waren, war ich bei einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt. Im Labor wurde dann mein Urinbecher vertauscht und als ich in das Untersuchungszimmer kam, wurde ich von meinem Frauenarzt mit einem freudigen „herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft“ begrüsst. Mit klappte die Kinnlade herunter und mir war damals überhaupt nicht zum Jubeln zu Mute. Die anschliessende Blutuntersuchung klärte dann die Verwechslung auf.

An dieses Erlebnis musste ich oft denken, als mein Mann und ich kinderreif waren und es einfach nicht klappte.

Endlich nach 2 Jahren Wartezeit war ich endlich schwanger. Überglücklich rannte ich mit einem mega-fetten Grinsen durch die Gegend. Leider kam in der 8. SSW Woche die unsanfte Landung des Höhenfluges. Die Frauenärtzin fand keinen Herzschlag und ich wurde ins Krankenhaus zu einer Ausschabung geschickt.

Das Schlimme an dieser Fehlgeburt war, dass mein Mann und ich nicht wussten, ob wir jemals Kinder bekommen würden und wir waren wirklich sehr verzweifelt.

Wenn man so eine Situation erlebt, bleibt die Welt stehen.

Der größte Herzenswunsch wird einem nicht erfüllt, das zerreißt einen innerlich.

Ich habe eine Blutgerinnungsstörung, bei der es nötig ist, dass ich während der Schwangerschaft Heparin spritze. Das Fehlgeburtsrisiko ist deshalb bei mir erhöht, das macht es aber nicht einfacher.

Wir haben weiter unser Glück probiert und als sich lange Zeit keine Schwangerschaft einstellen wollte, haben wir uns in ein Kinderwunschzentrum aufgemacht.

Mein Mann und ich hatten die Kosten bei unseren Krankenkassen eingereicht und warteten auf die Zusage, als ich plötzlich schwanger war!

Während der Anfangszeit hatte ich viele Blutungen und musste liegen. Die Angst, um den kleinen Zwerg war kaum auszuhalten.

Aber als die Anfangszeit überwunden war, wurde die Hoffnung immer grösser, dass diesmal alles gut gehen würde. Im 6. Monat bekam ich nachts Wehen und der Gebärmutterhals verkürzte sich. Wieder musste ich liegen. In dieser Zeit hab ich soviel gelesen, wie noch nie in meinem Leben!

Alles ging gut und darüber bin ich so glücklich, dass ich es nicht in Worte fassen kann.

Die Geburt war sehr traumatisch, da sich meine Gebärmutter nicht zusammenziehen wollte. Aber das Alles war nicht wichtig, wichtig war nur, dass ich endlich mein langersehntes Baby in den Armen hielt.

Nachdem die Wartezeit (meine Gebärmutter wurde vernäht und die Fäden mussten sich auflösen) vorüber war, probierten wir ein zweites Kind zu bekommen.

Schon nach kurzer Zeit war ich wieder schwanger. In dieser Anfangszeit zogen wir vom Norden Deutschlands zurück in Süden.

Bei der neuen Frauenärztin fand sich wieder kein Herzschlag und sie schickte mich zur Ausschabung ins Krankenhaus. Tieftraurig kam ich Zuhause an und wir weinten die ganze Nacht, um dieses Kleine.

Am nächsten Morgen kam im Krankenhaus der Schock. Zum Glück wird vor jeder Ausschabung eine Ultraschalluntersuchung gemacht, denn unser Kleines lebte. Ich bin regelrecht in dem Untersuchungsstuhl zusammengebrochen und habe nur geschluchzt, als ich den Herzschlag sah.

Leider starb dieses Kind zwei Wochen später. Warum konnte mir keiner sagen.

Ein halbes Jahr später war ich wieder schwanger, auch dieses Kind sollte ich nicht in den Armen halten können.

Die ganze Schwangerschaft war ich von düsteren Vorahnungen und Ängsten erfüllt. Ich hatte überdies ständig Blutungen und bei jedem Toilettengang Blut zu sehen, stimmt einen nicht gerade positiv.

Im 5. Monat bekam ich nach einer sehr starken Blutung Wehen. Mit dem Rettungswagen ging es ins Krankenhaus. Ich war voller Hoffnung, dass man mir eine wehenstoppende Spritze geben würde, ich vielleicht liegen musste und alles gut gehen würde.

Leider hatte sich die Gebärmutter schon abgesenkt und die Geburt konnte nicht aufgehalten werden. Mein Kind starb vor meinen Augen, als die Nabelschnur abriss. Ich konnte den kleinen Jungen gerade so auf meine Hand legen. So klein und zart war er. Das Kinn hatte er von meinem Mann.

Das war die schlimmste Nacht in meinem Leben.

Durch die vorangegangenen Fehlgeburten kannten wir schon das Prozedere, denn Eltern, die gerade ihr Kind verloren haben und besonders verletzlich und komplett verstört sind, müssen entscheiden, was mit ihrem Kind passieren soll.

Normale Bestattung oder ein Sammelgrab? Eine Entscheidung, die mir fast unmöglich war zu treffen.

Eine Hebamme machte uns eine Geburtskarte mit Foto und Fussabdruck unseres kleinen Jungen. Eine Erinnerung, die ich sehr zu schätzen weiss und mir oft anschaue.

Das Schlimmste bei dieser Fehlgeburt war, dass ich mir selbst Vorwürfe für meine Ängste und die düstere Stimmung machte. Ich hoffe sehr, dass der Kleine gespürt hat, dass ich ihn geliebt habe und ihn so gerne kennen gelernt hätte.

Nach dieser Erfahrung machten wir erstmal ein Jahr Pause.

Die Schwangerschaft mit meinem kleinen Mamiglück-Jungen verlief relativ friedlich. Wieder hatte ich Blutungen, aber ich war durch meine persönliche Hölle gegangen. Meine Ängste waren wie weggepustet.

Durch Komplikationen bei der Ausschabung der vorangegangenen Fehlgeburt wurde bei der Geburt meines kleinen Mamiglücks ein geplanter Kaiserschnitt vorgenommen. Die Geburt war sehr entspannt und für mich wesentlich schmerzfreier als bei meinem grossen Sohn.

Unser zweites Wunder war auf der Welt! Dieses Erlebnis, diesen kleinen Schatz in den Armen zu halten, war etwas ganz Besonderes!

Leider hatte ich vor 2 Wochen wieder eine Fehlgeburt. Diese konnte ich jedoch am Besten annehmen.

Das liegt sicher daran, dass ich zwei wunderbare Kinder habe und überglücklich bin, dass ich ihre Mami sein darf.

Ich wünsche dir, falls du eine Fehlgeburt hattest, alles Gute und die Kraft diese besonders einschneidende Situation zu überstehen.

Am Anfang ist es ein riesen Tal, in dem wir uns befinden.

Aber es verändert uns und lehrt uns vieles anders zu schätzen!

Und jede Krise die wir überstehen zeigt uns die Menschen, die wichtig in unserem Leben sind und uns Kraft und Halt geben.

Denk bitte daran, du bist nicht allein mit deinem Schicksal!

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