Veröffentlicht in Schwangerschaft

Beckenendlage… oder Hilfe, mein Kind liegt falsch herum!

Von Beginn an, lag mein Sohn mit dem Köpfchen nach unten. Klar, so war es ja auch richtig. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass uns die Lage noch solches Kopfzerbrechen bereiten würde! Doch in der 26. Woche beschloss er, dass er nun lange genug in der Position verharrt war und es nun an der Zeit wäre, sich das Ganze mal, gemütlich in der Gebärmutter sitzend, anzuschauen. Tja, und offenbar gab es für ihn keinen Grund sich das noch einmal anders zu überlegen…

Bis zur 33. SSW war ich entspannt. „Das ist normal… Der kann sich noch drehen… Viele Kinder drehen sich noch spät….“ …all das beruhigte mich. Mein Kind drehte sich jedoch nicht! So wies mich mein Frauenarzt in der 34. SSW darauf hin, dass es nun ernst wäre. Entweder drehe sich der Kerl JETZT … oder eben gar nicht. Also mussten wir uns mit den vorhandenen Möglichkeiten schnellstmöglich auseinandersetzen.

Die äußere Wendung kam für mich persönlich nicht in Frage. Vielleicht trug mein Frauenarzt dazu bei, vielleicht war es aber auch einfach mein Bauchgefühl, was mir sagte, dass das Kind einen Grund haben müsse, sich nicht zu drehen. Mit Gewalt dafür zu sorgen, und dabei die Risiken eines Plazentaabrisses in Kauf zu nehmen, das kam für mich nicht in Frage. Blieben also nur alternative Methoden.

Also begann meine Hebamme mit dem Moxen. Dabei wird eine brennende Zigarre nahe an den kleinen Zeh gehalten. Dadurch soll ein Reflexpunkt angeregt werden und das Kind sich drehen. Naja, zumindest in der Theorie. Obwohl ich im Internet vielfach Mütter fand, die von Erfolgen berichteten, blieb unserer aus.

Auch die Osteopathin versuchte ihr Glück. Mit sanften Händen, löste sie Blockaden im Schambein und an anderen Stellen. Die Behandlung tat mir unheimlich gut, vor allem Rücken- und Beckenschmerzen wurden deutlich besser! Sowohl mein Ischiasnerv als auch meine Symphyse dankten mir die Behandlung – nur mein Kind war völlig unbeeindruckt. Die Osteopathin riet mir, es auch mit indischer Brücke und Purzelbaumöl zu versuchen. Nun, versucht habe ich alles, geholfen hat uns persönlich leider am Ende nichts. Der Kleine saß tiefenentspannt wie ein kleiner Buddha und schmuste munter mit dem Kopf gegen meine Hand, wenn ich sie auf meinen Bauch legte… ein Gefühl, was ich nie mehr vergessen werde!

Der nächste Schritt war also, uns mit den Geburtsmöglichkeiten zu befassen. Ich muss sagen, ich hätte vorher nie gedacht, dass ich überhaupt eine Möglichkeit hätte, auf normalem Wege zu entbinden. Für mich war klar, dass das im Kaiserschnitt enden würde. Deshalb war ich völlig überrascht, dass mein Frauenarzt mir, ebenso wie der behandelnde Arzt der Klinik, zu einer natürlichen Geburt rieten – sollte ich sie mir zutrauen!

Entscheidend für eine natürliche Geburt sei demnach, dass die Mama überzeugt wäre, es schaffen zu können. Ich horchte in mich und war es. Warum kann ich bis heute nicht sagen, aber für mich war klar, dass wir das schaffen würden. Der Papa hingegen war anfangs sehr besorgt und hätte wohl den Kaiserschnitt aus dem Bauch heraus vorgezogen. Seine Angst, das Kind könnte unter der Geburt stecken bleiben, nahm uns der Arzt in der Klinik jedoch schnell. Man würde hier kein Risiko eingehen. Lief die Geburt einmal komplikationslos, wäre das Risiko gering. Sollte es nicht sein, würde sich das schnell zeigen und ein Kaiserschnitt eingeleitet. Wir waren also bereit und hoch motiviert!

Nun ja… einzig das Gewicht machte uns Sorgen. Da der Kleine kurz vor dem errechneten Termin bereits stark auf die 4kg-Marke zusteuerte, musste zum Entbindungstermin eingeleitet werden, um mir eine Chance auf eine natürliche Geburt einzuräumen. Normalerweise ist dies über 4kg eigentlich nicht üblich.

Am errechneten Termin wurde ich also abends eingewiesen und die Einleitung begann mittels Ballon. Die Nacht über schlief ich nicht, denn die Wehen waren zwar erträglich, aber im 6min-Takt doch sehr regelmäßig. Am nächsten Tag ging es medikamentös mit Cytotec weiter. Obwohl ich nur mit einer ¼ Tablette gegen 9 startete, waren die Wehen gegen Mittag schon so stark, dass ich den Rückweg von der Kantine mit meinem Mann und einem Eis, das er mir spendiert hatte, nur noch mühsam bewältigte.

Die Wehen wurden zunehmend stärker und ich freute mich wie ein Schneekönig, als ich gegen 3 Uhr in die Badewanne durfte. Eine Erfahrung, die ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann. Es folgte ein Einlauf, um das ganze zu beschleunigen. Sicher nicht die angenehmste Sache, aber es tat seine Wirkung. Gegen 17 Uhr platzte während einer starken Wehe die Fruchtblase. Von da an war es wirklich schmerzhaft, aber jede Mami weiß, dass eine Geburt oft eher kein Spaziergang ist. Und obwohl ich immer gelästert habe, über Frauen, die während der Geburt laut schreien, kann ich heute sagen – ich war wohl die Lauteste an dem Tag. Ich hatte massive Rückenwehen und ca. 3h das Gefühl pressen zu müssen. Die gesetzte PDA war in meinen Augen wirkungslos und die Zeit bis zur Geburt um halb 9 abends, war die längste Zeit meines Lebens.

Gerade in der letzten Phase, scheuchten mich Ärzte und Hebammen immer wieder in den Vierfüßlerstand und zurück. Dieser ist eigentlich die Geburtsposition der Wahl, mir half sie nicht. Ich war völlig erschöpft und kann nicht zählen, wie oft ich alle um mich herum um einen Kaiserschnitt anbettelte. Gott sei Dank erhörte mich keiner. Bei der Geburt aus der Beckenendlage heraus, dauert die erste Phase der Geburt sehr viel länger, da der Po ja erst ins Becken rutschen muss. Dafür geht das eigentliche Gebären dann sehr schnell. Nach dem obligatorischen Dammschnitt (der bei dieser Lage leider sein muss) hatte ich 2 kräftige Presswehen und schon kam der kleine Mann heraus geschossen. Mit Schwung wie der Arzt hinterher sagte.

Das Gefühl, als der Kleine auf meiner Brust lag, vermag ich nicht zu beschreiben. Nachvollziehen kann man es wohl nur als Mami und ein schönerer Moment ist für mich nicht vorstellbar.

Abschließend bleibt zu sagen, dass der „kleine“ Mann bei der Geburt 4135g wog… doch deutlich über 4kg. Trotz der Geburt war sein Po unüblicherweise kaum blau. Und auch durch seinen Apgar-Wert von 10/10 wird deutlich, dass er die Geburt hervorragend weggesteckt hat. Unter der Geburt viel der Herzschlag nicht ein Mal ab und das erste, was der Kleine im Sinn hatte, war Hunger… wo ist meine Milchbar??

Ich möchte damit sagen, dass ich nur jeder Mama Mut machen kann, die natürliche Geburt aus Beckenendlage in Betracht zu ziehen. Ich bin im Nachhinein meinen Ärzten unglaublich dankbar, für den Mut, den sie mir gemacht haben und ihre Unterstützung während der Geburt. Und vielleicht bin ich auch ein kleines bisschen stolz. Auf den Zwerg, der toll mitgeholfen hat und die schwere Geburt mit stoischer Ruhe gemeistert hat, auf meinen Mann, der den ganzen Tag an meiner Seite war, meine Schreie ausgehalten und meine Hand gehalten hat und auf mich, dass ich es gewagt habe, auf mein Bauchgefühl zu vertrauen!

Ein Kommentar zu „Beckenendlage… oder Hilfe, mein Kind liegt falsch herum!

  1. Oh je – der geburtsbericht klingt ja ganz ganz schlimm. Das tut mir leid, dass ihr so eine Interventionsreiche Geburt erleben musstet?

    Wieso denn einleiten statt auf den natürlichen geburtsbeginn zu warten?

    Wieso denn PDA? Das hemmt doch die Wehen?

    Und wieso ein dammschnitt?
    Entweder es reißt natürlich oder nicht?

    Ach Mensch.
    Gut, dass du & dein Kind gesund & munter gewesen seid.

    Ich verstehe einfach diese Interventionen nicht?
    Warum?
    Unbegreiflich für mich.

    Alles gute für euch!

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